Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Unterstellung des Astronomischen Rechen-Instituts unter die deutsche Kriegsmarine

Im Jahre 1944 wurde das Astronomische Rechen-Institut, das damals den Namen "Kopernikus-Institut" trug, für die Dauer des Krieges der deutschen Kriegsmarine unterstellt. Das Institut erhielt den Namen "Astronomisches Recheninstitut der Kriegsmarine".

Über die genaueren Hintergründe der Unterstellung des Instituts unter die Kriegsmarine liegen im Astronomischen Rechen-Institut keine aktenmäßigen Informationen vor. Sachlich stellten natürlich die vom Institut herausgegebenen astronomischen Ephemeriden eine wichtige Grundlage für die Navigation von Schiffen der Kriegsmarine (und auch von Flugzeugen der Luftwaffe) dar. Durch die Unterstellung des Instituts unter die Kriegsmarine galt die Arbeit der Astronomen im Institut mit Sicherheit formal als 'kriegswichtig'. Die meisten Institutsmitglieder wurden daher ab Mitte 1944 nicht mehr zum unmittelbaren Militärdienst herangezogen.

Trotz der Unterstellung des Instituts unter die Kriegsmarine und des nun 'kriegswichtigen' Charakters der Ephemeriden-Arbeiten des Instituts lief der seit langem übliche Austausch der astronomischen Ephemeriden-Daten zwischen dem Astronomischen Rechen-Institut (Deutschland), dem Nautical Almanac Office des Royal Greenwich Observatory (England) und dem American Ephemeris Office der amerikanischen Marine-Sternwarte (U.S. Naval Observatory, Washington D.C., USA) offenbar weiterhin relativ normal. Die Tatsache des internationalen Austausches von Ephemeriden-Daten ist in den Jahrbüchern der drei Länder im jeweiligen Vorwort ausdrücklich bestätigt, auch während der Kriegsjahre. Als neutrale Verteilerstelle diente während des Krieges den Ephemeriden-Instituten vermutlich in erster Linie die Stockholmer Sternwarte (Stockholms Observatorium, Saltsjöbaden, Schweden). Für 1942 ist dieser Austausch über Schweden aktenmäßig durch einen im Institut erhalten gebliebenen Brief des Direktors der Stockholmer Sternwarte, Professor Bertil Lindblad, an den Direktor des Astronomischen Rechen-Instituts, Professor August Kopff, vom 21. September 1942 belegt.


Die folgenden Schriftstücke beschreiben die Formalien der Unterstellung des Instituts unter die Kriegsmarine genauer:


Zum internationalen Austausch von Ephemeriden-Daten während der Kriegsjahre 1939-1945:


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