Alfred Wegener (1880-1930) ist heute weltweit für seine Theorie der Kontinentaldrift bekannt, aber auch als Polarforscher. Er hatte aber zunächst Astronomie studiert und 1905 in diesem Fach promoviert. Sein Doktorvater war Julius Bauschinger, damals Direktor des Astronomischen Rechen-Instituts in Berlin. Das Astronomische Rechen-Institut, das sich seit 1945 in Heidelberg befindet, betrachtet daher Wegener als seinen berühmtesten Doktoranden.
Wegeners Dissertation trägt den Titel "Die Alfonsinischen Tafeln für den Gebrauch eines modernen Rechners". Prof. Dr. Roland Wielen, Direktor des ARI von 1984 bis 2004, und Ute Wielen beschreiben in ihrem neuen Buch ausführlich Wegeners Promotionsverfahren anhand von überlieferten Dokumenten und diskutiert die Erstellung und die Resultate seiner Doktorarbeit.
Der Anlaß für Wegeners Doktorarbeit war mit höchster Wahrscheinlichkeit die Entdeckung eines alten "Astronomischen Kalenders" (AK) durch Zedler im Jahre 1901 und die Datierung dieses Kalenders durch Bauschinger in das Jahr 1448. Im Buch werden daher die Angaben im AK mit Werten verglichen, die sich aus den von Wegener umgerechneten Alfonsinischen Tafeln (AT) und aus modernen Ephemeriden ergeben. Es zeigt sich, daß die Daten im AK weitgehend mit den Werten nach den AT übereinstimmen, wenn man bei den ekliptischen Längen der Planeten eine geringfügige konstante Verschiebung der Werte im AK berücksichtigt, die vermutlich auf eine andere Festlegung des Frühlingspunktes zurückgeht. Ferner werden die Werte aus dem AK und nach den AT mit dem Jahrbuch für 1448 von Regiomontanus verglichen, das auch auf den AT beruht.
Eränzende Informationen:
Das Buch kann unter <link http: doi.org heidok.00024001 _blank>doi.org/10.11588/heidok.00024001 aufgerufen werden. Ein Supplement mit Scans verschiedener Dokumente ist verfügbar unter <link http: doi.org heidok.00024002 _blank external-link-new-window external link in new>doi.org/10.11588/heidok.00024002