Der europäische Wissenschaftssatellit Gaia beobachtet seit Frühjahr 2014 das gesamte Universum und erstellt daraus gigantische Objektkataloge mit Daten zu unserem Sonnensystem, zur Milchstraße oder Objekten in den Weiten des Universums. Am 3. Dezember 2020 wird nun ein Teil des sogenannten dritten Gaia-Daten-Katalogs veröffentlicht. Dann werden Informationen zu fast 1,8 Milliarden Himmelskörpern einsehbar sein. Die internationale Wissenschaft fiebert diesem Moment entgegen, der von der ESA mit einem international begleiteten Online-Event aufwändig begleitet wird. Auch Wissenschaftler aus Heidelberg sind wesentlich daran beteiligt.
Der europäische Forschungssatellit Gaia ist mit Abstand die erfolgreichste Wissenschaftsmission der Europäischen Weltraumagentur (ESA). Seit beinahe sieben Jahren misst der Satellit unter anderem die Entfernungen, Bewegungen und Eigenschaften von rund 1,5 Milliarden Sternen der Milchstraße mit einer Präzision, die alle bisher verfügbaren Daten bei weitem übertrifft. Vier Jahre nach Messbeginn wurde am 25. April 2018 der erste Gaia-Sternkatalog für die wissenschaftliche Nutzung zugänglich gemacht. Dieser Moment wurde von der Wissenschaft mit großer Spannung erwartet, denn damit begann eine neue Ära in der Erforschung der Milchstraße.
Seither haben die damals veröffentlichen Daten eine Revolution in unserem Wissen um die Entstehung und Struktur unserer Heimatgalaxis ausgelöst. Die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen, die auf Basis der bisherigen Daten entstanden sind, liegt aktuell bei rund 4300. Damit ist Gaia bereit jetzt erfolgreicher als das Hubble Weltraum Teleskop.
Am 3. Dezember 2020 um 12:00 Uhr (mitteleuropäische Zeit) wird nun ein Teil des dritten Gaia-Daten-Katalogs veröffentlicht. Dabei werden nicht nur Daten zu neuen Himmelkörpern verfügbar, sondern auch die bisherigen Informationen zu Sternen und Himmelskörpern nach drei Jahren weiterer Messungen mit noch einmal stark verbesserter Genauigkeit präsentiert. Das Raumfahrtmanagement der Deutschen Agentur für Luft und Raumfahrt (DLR) veranstaltet aus diesem Anlass mit seinen deutschen Gaia-Partnern einen international angelegten Online-Event, um das Einzigartige dieses dritten Datenkatalogs und der Gaia-Mission der Öffentlichkeit vorzustellen.
In Heidelberg wird das “Gaia Data Reduction and Analysis Consortium” (DPAC) vom Astronomischen Rechen-Institut (ARI) aus geleitet, das zum Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) gehört. Am ARI wurde unter anderem eine hochkomplexe Software entwickelt, die seit dem Start des Satelliten täglich die korrekte Funktion aller Systeme an Bord und die Qualität der wissenschaftlichen Rohdaten überwacht. Das Experten- und Wissenschaftlerteam des ARI leiten außerdem die europaweite Astrometrie-Abteilung, die aus Billionen von Messungen letztendlich die Daten extrahiert, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler benötigen, um das Wissen der Menschheit um die Herkunft und Struktur unser Heimatgalaxie entscheidend zu erweitern. Am ARI befindet sich auch eines von sechs Gaia-Datenzentren sowie die Koordination des „Gaia Ground Based Optical Tracking“, dessen Aufgabe die erdgebundene Beobachtung der Position des Satelliten am Himmel und das Messen seiner Bewegung auf 2,5 Millimeter pro Sekunde genau ist, eine der Voraussetzungen für die ultrapräzise Genauigkeit.
Für Gaia arbeiten Wissenschaftler und Ingenieure aus mehr als 20 europäischen Ländern zusammen. Deutschland ist der größte Beitragszahler im ESA-Wissenschaftsprogramm. Das Raumfahrtmanagement der DLR fördert im Auftrag der Bundesregierung mit Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft den deutschen Beitrag von Gaia in folgenden Instituten: dem Astronomische Rechen-Institut an der Universität Heidelberg, dem Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam, dem Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, und der Technischen Universität Dresden.
Information zum Online Event
Livestream YouTube: https://youtu.be/dxM6d5LYlpI
Program mit Live Stream: https://event.dlr.de/gaia-edr3/
Eingeladene Redner
Dr. Anke Pagels-Kerp - DLR Space Management
Dr. Michael Biermann - Center for Astronomy of Heidelberg University
Dr. Katja Weingrill - Leibniz Institute for Astrophysics Potsdam
Prof. Dr. Sergei A. Klioner - Dresden University of Technology, Lohrmann Observatory
Prof. Dr. Stefan Jordan - University of Heidelberg, Center for Astronomy
Dr. Coryn Bailer-Jones - Max Planck Institute for Astronomy, Heidelberg
Moderator
Sebastian Funk, science journalist and physicist (Twitter@herrfunk)
Ergänzende Informationen
- HOMEPAGE of the ESA with information about Gaia: https://www.cosmos.esa.int/web/gaia
- HOMEPAGE of ESA with informationon scientificresults: http://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Gaia_overview
- Homepage of the ZAH with local and further information about the Gaia project: https://zah.uni-heidelberg.de/gaia
Kontakt
Dr. Guido Thimm
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH)
- Öffentlichkeitsarbeit -
Tel. +49 6221 54-1805
thimm(at)uni-heidelberg.de