In einer Entfernung von 62 Millionen Lichtjahren driftet die Galaxie NGC 4651 durch die Weiten des Kosmos. NGC 4651 ist nicht nur wegen ihrer vermuteten Ähnlichkeit zu unserer eigenen Galaxis sondern auch als sogenannte „Regenschirm-Galaxie“ bekannt. Zu diesem Namen kam sie aufgrund einer sie umgebenden Sternenwolke, die entfernt an einen Regenschirm erinnert (Abbildung 1).
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eines internationalen Teams, koordiniert von Dr. Caroline Foster vom Australischen Astronomischen Observatorium, unter ihnen Dr. David Martínez-Delgado vom Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH), haben diese Sternenwolken nun genauer untersucht und eindeutig als Reste einer kleineren Galaxie identifiziert, die bei ihrer Annäherung an NGC 4651 die meisten ihrer Sterne verloren hat. Diese Beobachtung gilt als weiterer Beweis für die Vorstellung, dass Galaxien ihre kleineren Artgenossen verschlucken und dadurch wachsen.
Dr. Martínez-Delgado leistete die Vorarbeiten für das neue Forschungsergebnis. Mit einem ferngesteuerten Teleskop in Neumexiko beobachtete er eine Reihe von Spiralgalaxien - unter ihnen NGC 4651 - und fand dabei Anzeichen für galaktischen Kannibalismus, „Speisereste“ in Form stellarer Schalen, Wolken oder Bögen. Mit Hilfe großer Teleskope gelang es Caroline Foster nun erstmals, die Bewegung dieser schwach sichtbaren kosmischen „Speisereste“ genauer zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass sie von einer einzigen Galaxie stammen, die NGC4651 mehrfach umkreiste und dabei stetig Sterne verlor. Es war sogar möglich, den Kerns der ehemaligen Galaxie als kläglichen Rest dieser „Mahlzeit“ zu identifizieren.
"Dieses Ergebnis erlaubt es uns, den Ablauf der hierarchischen Galaxienbildung besser zu verstehen und z.B. den Einfluss des komischen Kannibalismus auf die Spiralstruktur einer Galaxie zu untersuchen,“ sagt Dr. Martinez-Delgado. „Wie das genau passierte ist immer noch weitgehend unbekannt,“ erklärt der aus Spanien stammende Astronom.
Besonders stolz ist das Forscherteam, dass es auf der Grundlage seiner Beobachtungen die Bewegung der kleineren Galaxie rekonstruieren konnte. Deren Sterne gingen im Gravitationsfeld von NGC4651 verloren und ordneten sich in Form eines Regenschirms neu an (Abbildung 2).Ihre erfolgreiche Beobachtungstechnik und Analyse werden sie daher auf weitere von Dr. Martinez-Delgado bereits identifizierte kosmische Kannibalen anwenden und hoffen damit weitere Bausteine zu unserem Bild von der Galaxienentstehung im Universum beitragen zu können.
Ergänzende Informationen:
Originale Veröffentlichung: C. Foster, H. Lux, A.J. Romanowsky, D. Martínez-Delgado, S. Zibetti, J.A. Arnold, J.P. Brodie, R. Ciardullo, R.J. GaBany, M.R. Merrifield, N. Singh and J. Strader. “Kinematics and simulations of the stellar stream in the halo of the Umbrella Galaxy”. arXiv:1406.5511v1, zur Veröffentlichung in den Monthly Notices of Royal Astronomical Society (MNRAS) 2014.
Beschreibung der Ergebnisse und Simulationen:
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Sonstige Presse-Infos:
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www.keckobservatory.org/recent/entry/merging_galaxies_illuminate_the_cosmic_food_chain;
Kontakt:
Dr. David Martinez-Delgado
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH)
Astronomisches Rechen-Institut (ARI)
Telefon: 06221 54-1827
Email: delgado(at)ari.uni-heidelberg.de